Welche Harfentypen gibt es ?
Die Harfen, die wir heute vor allem kennen, sind diatonische Instrumente.
Das heißt, in der Oktave finden wir 7 verschiedene Töne auf 7 verschiedenen Saiten,
in C-Dur gestimmt also C-D-E-F-G-A-H (= die weißen Tasten des Klaviers).
Um nun Halbtöne spielen zu können (die schwarzen Tasten auf dem Klavier) muss die Saitenlänge verändert werden.
Bei den Hakenharfen oder Klappenharfen sind alle oder einige Saiten mit Halbtonklappen ausgestattet.
Legt man die Klappen um, wird die Saite verkürzt und der Ton um einen Halbton erhöht.
Damit kann man in 7 Tonarten (und den parallelen Molltonarten) spielen.
Früher waren das einfache Metallhaken, die man drehen konnte, daraus ist der Name "Hakenharfen" entstanden.
Heute sind die Halbtonmechaniken sehr gut weiter entwickelt und lassen ein exaktes Spiel mit Alterationen zu.
Eine Einschränkung dabei bleibt: benötige ich während des Stückes andere Halbtöne, muss ich die Halbtonklappe
umstellen. Die Hände brauche ich aber zum Spielen, so dass dieses Umstellen der Klappen beim Spiel nur
beschränkt möglich ist.
Es geht aber eine ganze Menge, die Musik für Hakenharfe ist auch entsprechend arrangiert,
die optimalen Stellen für das Umlegen der Klappen sind entsprechend in den Noten gekennzeichnet.
Auch coole Effekte wie Bending / Blue Notes lassen sich mit den Klappen machen.
Die Hakenharfen werden seit den 1980er Jahren wieder gebaut
und sind heute die Standardinstrumente für Leute, die anfangen wollen Harfe spielen zu lernen.
Das Problem der Tonartenwechsel und Alterationen lösen die Pedalharfen
durch einen Pedalmechanismus: die Saiten werden durch eine Drehscheibenmechanik verkürzt,
die mit Pedalen bedient wird: die 7 Pedale bedienen dabei jeweils einen Ton der Tonleiter.
Tritt man auf das C-Pedal, werden alle C-Saiten verkürzt, aus dem C wird dabei ein Cis.
Die Pedale der Einfachpedalharfen kennen dabei nur eine Stellung (Saite verkürzen = Ton erhöhen),
während die Pedale der Doppelpedalharfen 2 Stellungen besitzen (Saite verkürzen = Ton erhöhen
und Saite verlängern = Ton erniedrigen).
Auf der C-Saite einer Doppelpedalharfe können wir also je nach Pedalstellung des C-Pedals
die Töne C, Cis und Ces spielen.
Dieser grundlegende Unterschied zwischen den Harfentypen bestimmt das Spektrum der Musik, die damit spielbar ist: Alle Musikstücke, die stark modulieren (d. h. im Stück die Tonart wechseln) oder chromatischen Charakter haben (also viele Halbtöne verwenden) benötigen Pedalharfen.
Wer also wirklich ernsthaft klassische Harfenmusik oder Jazz, Pop etc. spielen will, benötigt
mittelfristig eine Pedalharfe. Obwohl man auf der Einfachpedalharfe einen Teil des klassischen Repertoires
erarbeiten kann (der Doppelpedalmechanismus wurde erst im Jahre 1812 erfunden, Mozarts bekanntes Konzert
für Flöte und Harfe wurde also für eine Einfachpedalharfe geschrieben),
bevorzugen die meisten Musiker dann gleich die Konzertharfe.
Typisch für die alpenländische Volksmusik ist eine Sonderform der Einfachpedalharfe,
die Tiroler Volksharfe. Charakteristisch ist die geschwungene Rückseite des Instruments.
Der Klang passt gut zu vielen Arten von Volksmusik, diese Harfe ist daher vor allem in Tirol
und im Süden von Deutschland verbreitet.
Für welche Musik ist dann die Hakenharfe geeignet?
Zunächst einmal ist sie ideal für die keltische (irische, bretonische) Volksmusik, gut geeignet für Liedbegleitung. Dabei trifft man am häufigsten die keltischen Harfen an, die im Allgemeinen 31-36 Saiten aufweisen. Daneben wurde gerade in den letzten 20 Jahren - vor allem auch zur Ausbildung von Harfenschülern - eine ganze Reihe von Musikstücken speziell für die Hakenharfe geschrieben, so dass es hier auch ein breites Repertoire an interessanter Musik gibt.
Eine Sonderform ist die Bardenharfe (Schoßharfe, Minnesängerharfe), die mit 22-30 Saiten bespannt ist. Sie eignet sich weniger zum solistischen Spiel (die Bässe fehlen!), kann aber zur Liedbegleitung gut verwendet werden.
Die Hakenharfe, ein wichtiges Instrument in Europa vom Hochmittelalter bis ins 18. Jhdt.,
war danach ziemlich in Vergessenheit geraten und im klassischen Musikbereich durch die moderne Konzertharfe ersetzt worden.
Eine richtige Renaissance erlebte das Instrument in den letzten 50 Jahren
zunächst durch die Folkmusik (man höre die ersten Aufnahmen von Alan Stivell,
z. B. Renaissance de la harpe celtique). Von den klassischen Harfenisten zunächst belächelt,
hat sie in den letzten 30 Jahren in der Ausbildung junger Harfenisten einen festen Platz eingenommen:
die Instrumente können mit gleichen Saitenabständen und ähnlicher Saitenbespannung
wie Konzertharfen gespielt werden, so dass die Fingertechnik des Harfenspiels einwandfrei erarbeitet werden kann.
Später kann man dann jederzeit auf eine Pedalharfe umsteigen.
Die Hersteller haben diesem Umstand Rechnung getragen und stellen auch große Studienharfen zur Verfügung, die in Form, Saitenzahl und Saitenspannung an die Konzertharfe angelehnt sind.
Unsere Empfehlung:
Zum Einstieg in das Harfenspiel ist eine Hakenharfe für mehrere Jahre völlig ausreichend.
Danach kann man dann überlegen, ob man wirklich ernsthaft zur klassischen Musik tendiert
und auf eine Pedalharfe umsteigen will. Neben der finanziellen Investition ist hier auch mehr zeitlicher Übungseinsatz
erforderlich, um das technisch und musikalisch anspruchsvollere Repertoire der Konzertharfe zu erarbeiten.
Da eine Hakenharfe nur 10-20% einer Konzertharfe kostet,
ist diese Überlegung vor allem auch für Eltern interessant,
die ein Instrument für ihre Kinder suchen.
Sonderformen der Harfe:
Oben geschilderte Typen sind die hauptsächlich in Europa gespielten Instrumente. Daneben gibt es natürlich noch Sonderformen, die ich nur kurz streife:
Die
Paraguayharfe ist eine sehr leicht besaitete Harfe, die für die südamerikanische Harfenmusik typisch ist. Die Technik der virtuosen lateinamerikanischen Musiker auf diesem Instrument unterscheidet sich aber doch deutlich von der klassischen Spielweise. Üblicherweise haben diese Harfen keine Halbtonmechanik.
Chromatische Harfen besitzen zwei Saitenreihen (weiße Tasten und schwarze Tasten), es handelt sich dabei um moderne Nachbauten der spanischen Barockharfe,
die
walisische Triple Harp sogar drei Saitenreihen. Diese Instrumente setzen eine ganz eigene Spieltechnik voraus.
Es gibt aber nur wenige Musiker, die solche Instrumente spielen, es ist also recht schwierig, dafür einen Lehrer zu finden.
Immer häufiger sieht man auf den Bühnen bei Pop- und Jazzkonzerten
elektronisch verstärkte Harfen - meist normale Haken- oder Konzertharfen, die mit einem oder mehreren Tonabnehmern ausgestattet sind und deren Klang durch die ganze Palette elektronischer Effekte damit transformiert werden kann.
Damit die Auswahl nicht zu einfach ist, gibt es die Instrumente natürlich auch in
verschiedenen Besaitungen.
Wie findet man denn nun das richtige Instrument?
Neben den oben angestellten Überlegungen zur Musikrichtung und neben dem Preis spielen natürlich zwei
sehr individuelle Faktoren eine Rolle:
Damit man sich gerne an sein Instrument setzt, muss man den
Klang lieben und
Freude am schönen Aussehen haben.
Hier sind die Geschmacksunterschiede
nach unserer Erfahrung ziemlich groß.
Es hilft eigentlich nur,
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